Urophilie

Urophilie, welche auch als Undinismus bezeichnet wird, beschreibt eine Vorliebe für Urin in sexueller Hinsicht. Das lateinische Wort ist aus den Begriffen urina (Harn) und philie (Vorliebe, Neigung) zusammengesetzt. Sowohl der Urin selbst als auch der Vorgang des Urinierens werden dabei als sexuell stimulierend und hocherotisch empfunden. Die oralen Aufnahmen von Urin zum Zwecke des Lustgewinns, welche mit der Urophilie verbunden sein kann, wird als Urophagie bezeichnet. Es gibt viele weitere umgangssprachliche Bezeichnungen für die Urophilie in der Szene. Dazu gehören zum Beispiel: 

  • Natursekt (meist mit „NS“ abgekürzt)
  • Golden-Waterfalls
  • Golden Shower
  • Peeing
  • Pissing
  • Watersports
  • Wet Games

Der medizinisch-psychologischen Definition nach wird Urophilie der Gruppe der nicht näher bezeichneten Störungen der Sexualpräferenzen zugeordnet. Solche Störungen werden in der sexualmedizinischen Diagnostik jedoch nur in bestimmten Fällen als pathologisch, und somit als behandlungsbedürftig, angesehen. Und zwar dann, wenn der entsprechende Fetisch als umfänglicher Ersatz für die übliche Sexualität in der Partnerschaft dient. In dem Fall ist eine sexuelle Befriedigung ohne den Fetisch deutlich erschwert oder sogar unmöglich, wodurch ein entsprechender Leidensdruck bei Betroffenen entsteht. Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Urophilie erstmals in der Psychoanalyse beschrieben worden.

In der Kunst und der Literatur tritt die Urophilie ebenfalls immer mal wieder auf. So gibt es verschiedene Gemälde von Picasso und Rembrandt, welche urinierende Personen darstellen. Auch in Albumtiteln, Songtiteln und Filmszenen begegnet man verschiedenen Formen der Urinspiele. Die gesellschaftliche Akzeptanz der entsprechenden Urin-involvierenden Praktiken, welche übrigens von beiden Geschlechtern ausgeübt werden, ist relativ gering. Daher outen sich auch eher wenige Menschen als urophil. 

Medizinisch betrachtet sind sowohl der Umgang als auch die orale Aufnahme von frischem Urin bei gesunden Menschen unbedenklich. Die in der Harnröhre vorkommende Bakterienbelastung ist in der Regel gering, daher werden diese selbst beim Schlucken von Urin als gesundheitlich bedenkenlos eingestuft. Da sich im Urin jedoch schnell Keime bilden bzw. vermehren, sollte man diesen keineswegs lagern. Außerdem sind bestimmte Krankheiten durchaus über den Urin übertragbar, beispielsweise Hepatitis A. Entgegen der landläufigen Meinung kann man sich bei Urinspielen aber nicht mit HIV infizieren, zumindest, solange kein Blut im Urin ist. Bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten durch den Urinierenden sollte man vom Konsum jedoch absehen.

Auch wenn es bei Urophilie und Urophagie auf den ersten Blick um Unterwürfigkeit bzw. Dominanz zu gehen scheint, ist dieser Fetisch nicht automatisch der BDSM-Szene zuzuordnen. Überwiegend Männer genießen es häufig einfach, sich auf die Hände, das Gesäß oder die Genitalien pinkeln zu lassen. Der warme Urin und der Geruch der Körperausscheidung gibt ihnen einen besonderen Kick, ohne dass dies als Fetisch betrachtet wird. Wenn Urin bei BDSM zum Einsatz kommt, gibt es dafür vielschichtige Bedeutungen. Hier geht es aber durchaus immer um die Demonstration von Überlegenheit und/oder um Kontrolle. Der dominante Partner (Dom) nimmt seine Position oben (Top) ein, der unterwürfige Partner (Sub) platziert sich unterhalb davon (Bottom). Urophile Praktiken können sowohl in gegenseitigem Einverständnis (Englisch: consensual) auch als unter Zwang stattfinden. 

Die Umsetzung dieser Sexualpraktik hängt von dem Ziel ab, welches erreicht werden soll:

  • Demütigung – wenn der dominante Partner eindeutig die Hilflosigkeit bzw. Unterlegenheit des kontrollierten Partners demonstrieren will
  • Objektifizierung – der kontrollierte Partner wird auf die reine Funktion eines Gegenstandes, hier die Toilette oder das Urinal, reduziert
  • Belohnung – wenn der kontrollierte Partner es als luststeigernd wahrnimmt oder als wertvoll ansieht, etwas so Privates wie den Urin von seinem Dom zu bekommen
  • Kontrolle – wenn dem Sub vom kontrollierenden Partner verboten wird, dem Harndrang nachzugeben und er den Urin einhalten muss
  • Bestrafung – wenn der dominante Partner den Sub bestrafen will

In manchen Homosexuellen-Kreisen gibt es den sogenannten „Hanky Code“. Bei diesem werden verschiedenfarbige Taschentücher in den Hosentaschen platziert. Sie sollen einen Hinweis auf sexuelle Präferenzen darstellen. Ein gelbes Taschentuch signalisiert zum Beispiel die Vorliebe für Urophilie. Die Hosentasche, aus der es herausschaut, zeigt an, ob die Person den „Urin spenden“ (also aktiv sein), oder ihn „empfangen“ (also passiv sein) möchte.

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